Kreativität in der Krise

Dieser Satz hat eindeutig zwei Bedeutungen. Und ist somit missverständlich. Wie so vieles, was derzeit in unserer Welt passiert. Was bedeutet diese Situation für uns Werber? Tun wir so wie immer und entwickeln unsere Konzepte und Strategien wie immer? Also Business as usual? Oder verlangt diese Zeit ganz andere emotionale Ansätze?
Tatsache ist, dass sich diese Welt in kurzer Zeit wesentlich verändert (hat). Corona, der Ukraine-Krieg, die Energiekrise, die explodierende Inflation – das sind Marksteine, ja „Unheilsbringer“, die die Idylle der letzten Jahrzehnte massiv beeinträchtigen. Zu blöd auch, dass gleichzeitig die Arbeitswut vieler Menschen schwer nachgelassen hat. Jetzt, wo alles teurer wird – und unsicherer.

In der Kommunikation bleibt auch kein Stein auf dem anderen

In der Kommunikation bleibt auch kein Stein auf dem anderen. Sonderangebote, deren Preis stark gestiegen ist, werden als solche kaum erkannt. Aus Alltagsartikeln werden Luxusgüter, aus Wirtshausbesuchen Events, aus Autofahrten seltene Ereignisse. Ja, wir reisen noch. Ja, viele haben prinzipiell noch Geld, andere sehnen am zwanzigsten des Monats den Ultimo herbei. Es gibt Unterstützung. Aber es gibt vor allem jede Menge Ängste und düstere Zukunftsgedanken.
Ein zentrales Problem ist die Unsicherheit. Niemand weiß, was ganz genau auf uns zukommt. Und das ist der Knackpunkt in der Kommunikation. Diese braucht ein Mehr an Sensibilität. Das Verstehen, das Eingehen auf die unterschiedlichen neuen Lebenssituationen ist Pflicht. Vor allem, weil viele dieser Situationen im Kopf entstehen. Wir brauchen aber auch ein hohes Maß an Ehrlichkeit und Verständnis. An Aufrichtigkeit. An Optimismus. Bad News müssen, ja dürfen wir nicht erfinden – das derzeitige Leben schafft das von selbst zu gut. Die Menschen sind auf der Suche nach Sicherheit. Sie folgen denen, denen sie vertrauen können. Sie orientieren sich an den Starken, sie sehnen sich nach ihrem „alten“, so liebgewonnenen Leben. Wir sind gefordert, das Menschsein neu zu betrachten. Und wir sind gefordert, unsere Marken neu zu zeichnen und zu adaptieren. Das ist sicherlich diffiziler als bisher und das braucht auch eine neue Kommunikationskultur.

Und das weltweit. Die Pandemie hat uns sehr gleich gemacht. Gleiche Sorgen, gleiche Probleme und natürlich auch die gleichen kommunikativen Anforderungen. Wie sagen wir es bloß? Vor allem, weil wir wussten, dass wir nichts wissen. Die Regierungen – übrigens zu dieser Zeit nicht zu beneiden, weil man ja fast nichts richtig machen konnte – setzten auf unterschiedliche Strategien. Natürlich nicht immer die richtigen. Aber die Verantwortung war/ist enorm. Noch nie waren Politiker so eng mit den Seelen der Bevölkerung verbunden. Mittlerweile haben wir viel gelernt. Diese Zeit verlangt eindeutig danach, Vieles zu hinterfragen. Gründlich. Das betrifft alle Kommunikationsleistungen. Also weg von schreierischen, platten ‚Wir sind die Besten‘-Sprüchen. Hin zur offenen Gemeinsamkeit. "Ja, wir wissen. Ja, wir verstehen. Ja, wir helfen euch. Gemeinsam schaffen wir das."

Ja, wir wissen. Ja, wir verstehen. Ja, wir helfen euch.
Gemeinsam schaffen wir das

Dann sind wir glaubwürdig, dann befüllen wir unsere Marken mit einer neuen Dimension und somit Begehrlichkeit. Es fragt sich halt, wie lange. Wenn Corona kein ernstzunehmender Gegner mehr ist, wenn ein neuer Friede unser höchst komplexes Wirtschaftssystem wieder ins Laufen bringt, dann können wir ja wieder zurück … Nein, das glaube ich nicht. Diese Zeit hat unsere Gesellschaft nachhaltig verändert. Wir sind gefordert, die Gefühlswelt unserer Zielgruppen einzufangen.

Da diese sich immer wieder ändert, brauchen wir ein Höchstmaß an Flexibilität. Und intelligente Kampagnen und Strategien, in die neue Ansprachen integrierbar sind. Da spielt sicherlich Online eine große Rolle.
Aber ich sehe hier auch sehr stark die klassischen Medien. Das Plakat, der Rundfunkspot, das Fernsehen, das Direct Mail – diese alten Bekannten sind glaubhaft, vertrauensfördernd und zeigen Stärke. Gewinner werden jene sein, die gute Marken in die richtige Richtung lenken und neue Marken entsprechend etablieren. Ein gutes Beispiel ist das neue Citroen-Logo, das Stellantis gerade präsentiert hat. Anschauen! Ja, wir Werber sind gefordert, emotional umzudenken, objektiver zu informieren. Und trotzdem kreativ Einzigartiges zu schaffen.

Ja, wir Werber sind gefordert, emotional umzudenken, objektiver zu informieren. Und trotzdem kreativ Einzigartiges zu schaffen.

 

Fotoquelle: freepik

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